Der Atari ST-Amiga

Gestern Abend / in dieser Nacht habe ich etwas ganz besonderes bekommen: ein Atari ST-Amiga Prototyp! Deswegen musste ich gleich noch einen Artikel schreiben!

Der Rechner wurde wohl mit bei Atari in Braunschweig entwickelt, die dort ein Technologiezentrum hatten – wohlweislich das auch Commodore ein großes Werk in Braunschweig hatte. Für das Technologiezentrum wurde auch Helmut Joswig, der Werksleiter von Commodore Braunschweig, abgeworben. Der Rechner ist nicht funktionsfähig, aber doch ein tolles Teil der Zeitgeschichte! Deswegen mag ich auch etwas über die vermutete Geschichte schreiben. Der ältere Herr, von dem ich den Rechner habe, gab, leider, nur sehr wenige Informationen von sich. Er freute sich aber sehr den Atari ATW 800 wieder in Aktion zu sehen.

Atari ST-Amiga

Nachdem Jack Tramiel, der Gründer von Commodore, die Firma verließ, hat er 1984 das Traditionsunternehmen Atari gekauft – seinen damalig größter Konkurrent. Mit ihm sind auch einige Entwickler, wie zum Beispiel der Commodore C64 Entwickler Shiraz Shivji, mitgegangen. Shiraz Shivji träumte zu der Zeit von einen 68000 Computer, den er mit entwickeln wollte. Jack Tramiel war dem nicht abgeneigt – er hatte aber auch noch ein anderes Ziel: der Amiga der Firma Hi Toro, welcher später von Commodore auf den Markt gebracht wurde. Er wusste, das Atari einer der größten Geldgeber der Firma Hi Toro war – und das sie dringend das Geld zurückzahlen mussten. Jack Tramiel versuchte 1984 die Firma Hi Toro preiswert zu übernehmen und bot 0,98$ je Aktie. Commodore kauft die Firma dann für 4,25$ je Aktie und hatte die Rechte an dem Rechner, aus dem dann Mitte 1985 der Amiga 1000 wurde. Jack Tramiel hat aber nicht aufgegeben und hat Commodore auf die Vertragserfüllung der Verträge von Hi Toro verklagt. Diese sahen vor, dass Atari Zugriff auf die Chips bekommt, wenn bestimmte Ziele nicht erreicht werden. Gleichzeitig war die Entwicklung des Atari ST’s voll im Gange, so dass er schon vor dem Amiga auf dem Markt gekommen ist. Atari wollte aber den Gerichtsprozess nicht abwarten und hat relativ früh mehrere Amiga 1000 bekommen, um die Technik besser zu verstehen. Dabei haben sie festgestellt, das die Konzepte, bis außer den Custom Chips, zueinander passend sind. Deswegen wurde versucht ein Rechner zu gestalten, der zum Amiga kompatible ist – der Atari ST-Amiga. Das Design des Amiga’s war fest auf den Takt des Rechners abgestimmt, weswegen der Rechner im Amiga-Modus mit etwas geringerem Takt lief. Das Betriebssystem des Atari ST’s, GEM, bot aber schon vom Design her die Möglichkeit vieles mit Treibern zu lösen – vor allem die Grafikansteuerung war damit kein Problem. So konnte man auch im Atari ST Modus einfach die Sound- und Grafikfähigkeiten des Amiga-Modus nutzen – bei etwas geringerem Takt. Es gab wohl mehrere halbwegs funktionsfähige Prototypen, bevor die Entwicklung eingestellt wurde. Dies geschah direkt nachdem Commodore und Atari sich am 24.März 1987 außergerichtlich geeinigt haben. Details über die Einigung konnte ich, leider, nicht herausfinden. Das Gehäusedesign wurde später in ähnlicher Form beim Atari Falcon weiterverwendet.

Mehr zu dieser Sensation später – jetzt heißt es erst mal ab ins Bett!

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