Wing Commander

Es gibt einen neuen Mitschreiber in diesem Blog: Nils, Jahrgang ’77, interessiert sich seit den 80ern für alles Neue und Alte in der Digitaltechnik.

Als im Herbst 1990 Wing Commander erschien, sorgte es für viele herunterklappende Kinnladen. Die 3D-Raumkämpfe waren optisch und spielerisch dermaßen großartig umgesetzt, dass man sich wie in einen Film versetzt fühlte. Dies begann bereits mit den ersten Sekunden des Intros. Zuerst sah man ein Orchester vor dem Hintergrund eines blauen Planeten. Nach kurzem Hinweis des Dirigenten begann dieses zu spielen. Die Kamera nahm Fahrt auf, fuhr über das Orchester hinweg und – begleitet von einem Feuerwerk – erschien das Origin Logo auf dem Bildschirm. Das sah zu dieser Zeit schon fantastisch aus. Der erste gute Eindruck wurde von der darauffolgenden Szene bestätigt. In einem kurzem Raumgefecht, dargestellt in Spielgrafik, verfolgte eine Hornet der Terraner drei Dralthi der Kilrathi. Als der von Laserkanonen getroffene Dralthi explodiert, blendete der Titel ein.

Nach dem Hauptmenü befand man sich auf dem Großraumschiff Tigers Claw wieder und konnte erste Gespräche führen. In filmartigenen Sequenzen wurde man anschließend auf die eigentlichen Missionen vorbereitet. Und die hatten es in sich. Raumgefechte mit diesem Detailgrad hatte es zuvor auf den heimischen Computern nicht gegeben. Die überzeugende Darstellung gelang durch Ausnutzung der AT-Prozessorleistung und einer cleveren Kombination von schnell skalierenden und drehenden Bitmap-Darstellungen der Raumschiffe, Asteroiden und fernen Planeten mit einer 3D-Umgebung, in der man sich mit seinem Jäger und den anderen Schiffen bewegte. Dazu eine Reihe von Details, die das Gefühl Pilot in einem Raumjäger zu sein, perfekt machten:
Explodierende Cockpitelemente, die Hand des Piloten am Steuerknüppel folgte den Spielerbewegungen, der mögliche Blick im Cockpit in alle Richtungen wie in einem Flugsimulator, und viele weitere Details wie Funkgespräche mit Flügelleuten und Gegnern. Die Musik des Spiels passte sich sogar der jeweiligen Situation an. Während der Raumgefechte wurde actionreiche Musik gespielt, die danach fließend in ruhigere Musik überging.

In einer dynamischen Kampagne übernahm man in Wing Commander eine wichtige Rolle im Krieg zwischen Kilrathi und Terranern. Je nach Erfolg oder Misserfolg in den Missionen,
ergaben sich andere Verzweigungen der Geschichte mit anderen Missionen und einem veränderten Handlungsablauf. Scheiterte man in einer Mission, wurde man nicht wie in
anderen Spielen bestraft oder zum Neuladen gezwungen, sondern man entdeckte neue Aspekte des Spiels und dessen Handlung.

Die unterschiedlichen Missionstypen (Aufklärung, Eskorte, Großkampfschiff zerstören usw.) spielten sich abwechslungsreich und waren herausfordernd. Erst zwei bzw. drei Jahre später erschienen mit Epic und Star Wars: X-Wing zwei vergleichbare Spiele im SpaceSim Genre. Das Spiel war auf einem andrem Niveau als alles bisser erschienende!

Wing Commander zeigte 1990 überzeugend zu was der IBM Kompatible PC mit VGA Grafikkarte und Adlib-/Soundblasterkarte (oder Roland MT32) in der Lage war. Origins Detailverliebtheit zeigte sich aber nicht nur bei technischen Dingen, sondern auch beim Handbuch und den beigelegten postergroßen Risszeichnungen der vier Raumschiffe, die man im Spiel steuern konnte (siehe Foto des Boxinhaltes). So etwas rundete die Immersion noch einmal ab.

Aus dem ersten Wing Commander entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren eine erfolgreiche Spielereihe. Deren Teile machen auch heute noch Spaß und laufen dank gut vorkonfigurierter Dosbox (beispielsweise in der GOG-Version) auf aktuellen Rechnern. Einige davon wurden in den letzten 30 Jahren von Spielern weiterentwickelt. Mit dem WingLoader hat zuletzt Destro (via Fanseite WCnews.com) einen Launcher für die Teile 1-3 herausgebracht, der zusätzlich mehrere Mods und Patches enthält. Destro ist es außerdem gelungen, die Sprachausgabe der SegaCD Version (1994) in die PC-Version zu übertragen. Auch wenn die Sprachaufnahmen teils ihre Schwächen haben und die Dialekte manchmal etwas belustigend wirken, damit liegt jetzt das Originalspiel nach 30 Jahren sogar vollvertont vor.

„Bogies all around! Can’t shake them“

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5 Antworten zu Wing Commander

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